Mein Name ist Roman Breier. Ich bin einer der ausstellenden Künstler.
Bei der Biennale MEINE WELT handelt es sich meiner Ansicht nach um eine diskriminierende Veranstaltung.
Wir Künstler werden als Menschen ausgegrenzt, indem wir als "anders" bezeichnet werden. Wir werden als Künstler diskriminiert, indem wir z.B. im Katalog dieser Ausstellung kein einziges Mal Künstler genannt werden.
Durch die Ab- und Ausgrenzung einzelner Menschen vom großen Rest der Bevölkerung durch ihre Etikettierung als "anders", gepaart mit der Zuweisung einer pseudomedizinischen psychiatrischen Diagnose wird ihre Diskriminierung möglich, wie sie in der psychiatrischen Praxis mit ihren alltäglichen Menschenrechtsverletzungen wie Freiheitsberaubung, Zwangsfixierung und Körperverletzung durch zwangsweises Verabreichen von gesundheitsschädlichen psychiatrischen Drogen stattfindet.
Diese Ausstellung will integrieren, sie bleibt aber in dem vorherrschenden stigmatisierenden Schema gefangen. Die Kunstwerke haben allein gemeinsam, dass sie von Künstlern geschaffen wurden, die "anders\u201c sind als der Rest. Die hier ausstellenden Künstler werden allein unter diesem Kriterium zusammengefasst und damit isoliert. Die ehrende Erwähnung Prinzhorns ist eine unerträgliche Beleidigung für die Künstler dieser Ausstellung, da dieser das Schaffen von "Geisteskranken" bewusst nicht als Kunst, sondern als "Bildnerei" bezeichnete und gleichzeitig mit seinen Werken wie "Gemeinschaft und Führertum – Ansatz einer biozentrischen Gemeinschaftstheorie" und "Bildnerei der Geisteskranken" ideologische Grundlagen für das NS-Regime formulierte, in dem bekanntermaßen als "geisteskrank" diagnostizierte Menschen als "lebensunwert" bezeichnet und ermordet wurden und, weitergedacht, in dem Bau und Betrieb der Mordfabriken in Polen und dem Völkermord an den europäischen Juden, Sinti und Roma gipfelte.
Die Bezeichnung der Kunst als "entartet" führte zur Verfolgung vieler anderer unliebsamer oder systemkritischer Künstler.
Es ist außerdem eine Beleidigung für Jean Dubuffet, im Zusammenhang dieser Ausstellung genannt zu werden, da doch er es gerade war, der sagte:
Es gibt ebenso wenig eine Kunst der Geisteskranken, wie es eine Kunst der Magen- oder Kniekranken gibt.
Er weigerte sich, bei der Einordnung von Kunst in irgendeiner Form vom Künstler statt vom Werk auszugehen, und in seinem Aufsatz "ART BRUT" schrieb er:
... fast die Hälfte der Objekte in unserer Ausstellung sind Werke von Insassen psychiatrischer Kliniken.
Dennoch sehen wir es nicht ein, wie es andere tun, eine spezielle Abteilung für sie einzurichten.
Aus diesen genannten Gründen ziehe ich mein Kunstwerk aus dieser Ausstellung zurück und fordere meine Kollegen dazu auf, das Gleiche zu tun. Alternativ werden meine und andere Werke ab dem 18.3. im Werner-Fuß-Zentrum in Berlin zu sehen sein.Genaueres wird in den nächsten Tagen auf der Homepage www.anomalie-international.de zu erfahren sein.