Als letztes Thema heute:
Seelische Gesundheit, dazu meint Klaus Wowereit in einem
Grusswort zu einer Aktionswoche als Schirmherr sprechen zu können.
Was das sein
soll, wird in einer Parodie auf dieses Grusswort deutlich, die auf
einem
Flugblatt vor der Pressekonfernez und der Hauptveranstaltung am 9.
Oktober vom Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg verteilt wurde.
Wir zitieren:
"Berliner Aktionswoche" der
Heterosexualität
Grußwort (wie wir
es lesen)
Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, zur „Berliner Aktionswoche“ der Heterosexualität
vom 08. bis
14. Oktober 2007
Der
große chinesische Philosoph Laotse hat gesagt: „Der
weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“. Die Berliner Aktionswoche
der
Heterosexualität ist ein solcher erster Schritt, denn sie dient
der Aufklärung
über Homosexualität – ein Thema, das leider immer noch in
hohem Maße Tabu
beladen ist. Umso wichtiger ist die Initiative für eine solche
Aktionswoche,
die sich an ein Fachpublikum ebenso wie an interessierte
Bürgerinnen und Bürger
wendet und bei ihnen das Bewusstsein für den besonderen Wert der
Heterosexualität schärfen soll.
Dieses
Bewusstsein ist leider in den wenigen Jahren seit die
World Psychiatric Organisation 1973 mit knapper Mehrheit beschloss,
Homosexualität aus dem Katalog der psychischen Krankheiten zu
streichen, immer
mehr verloren gegangen. Trotzdem
versuchen bis heute engagierte Vertreter und Vertreterinnen
psychiatrischer und
katholischer Seelsorge, der Homosexualität als schwerer
Persönlichkeitsstörung,
die mit grossem Leiden für die Betroffenen und die Gesellschaft
verbunden ist,
erneut Geltung zu verschaffen.
Dieses
Bemühen reiht sich nahtlos in andere Anstrengungen
ein, Menschen dabei zu unterstützen, ein normales Leben in der
Gemeinschaft
führen zu können. Nicht selten müssen die Betroffenen
dabei zu ihrem Glück mit
Gewalt gezwungen werden. Aber diese Strapazen nehmen die Mitarbeiter
des
psychiatrischen Versorgungssystems gerne auf sich, um ihren wichtigen
Beitrag
zur Volksgesundheit zu leisten. Dabei können sie jederzeit mit
grosser
Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft rechnen.
In
der Aktionswoche erhalten Interessierte vielfältige
Möglichkeiten, sich über Homosexualität sowie über
Möglichkeiten der Prävention
und der Therapie zu informieren. Zahlreiche Informationen findet man
auch in
der vorliegenden Broschüre. Über 50 Berliner Einrichtungen
und Initiativen
stellen sich vor, bieten Hilfe an. Dieses Angebot sollte aufgegriffen
werden.
Auf der Rückseite des Flugblatts wird dazu
kommentiert, wir
zitieren:
Genausowenig wie es je
eine psychische Krankheit gab, gibt
oder geben wird,
gab, gibt oder wird es je seelische Gesundheit geben.
Genausowenig wie der regierende Bürgermeister Wowereit sich zum
Heterosexuellen
"therapieren" lassen wollte, als es bis zu der Zeit seines Coming Out
eine psychische Krankheit war, dürfen Menschen z.B als
"Schizophrenie" verleumdet und mit psychiatrischer
Zwangbehandlung gefoltert werden:
"Schizophrenie ist ein strategisches
Etikett, wie es
"Jude" im Nazi-Deutschland war. Wenn man Menschen aus der sozialen
Ordnung ausgrenzen will, muß man dies vor anderen, aber
insbesondere vor einem
selbst rechtfertigen. Also entwirft man eine rechtfertigende
Redewendung. Dies
ist der Punkt, um den es bei all den häßlichen
psychiatrischen Vokabeln geht:
sie sind rechtfertigende Redewendungen, eine etikettierende Verpackung
für
"Müll"; sie bedeuten "nimm ihn weg", " schaff ihn mir
aus den Augen", etc. Dies bedeutete das Wort "Jude" in
Nazi-Deutschland, gemeint war keine Person mit einer bestimmten
religiösen
Überzeugung. Es bedeutete "Ungeziefer", "vergas es". Ich
fürchte, daß "schizophren" und "sozial kranke
Persönlichkeit" und viele andere psychiatrisch diagnostische
Fachbegriffe
genau den gleichen Sachverhalt bezeichnen; sie bedeuten "menschlicher
Abfall", "nimm ihn weg", "schaff ihn mir aus den
Augen".“
Thomas Szasz zitiert aus:
"Interview with Thomas Szasz" in The New Physician, 1969
Homosexualität
wurde 1973 aus dem Internationalen Katalog
der psychiatrischen Erkrankungen, dem Diagnostic and Statistical Manual
of
Mental Disorders, gestrichen. Bis dahin war Homosexualität eine
„psychische
Krankheit“. Beispielhaft wurde offensichtlich, dass diese Entscheidung
nicht im
Allergeringsten etwas mit Wissenschaft oder Medizin zu tun hat,
sonderes
ausschließlich auf politischem Druck gegen ein Establishment
zustande kam. Sie
nahm ihren Ausgang beim Kongress der Amerikanischen Psychiatrischen
Vereinigung
(APA) in San Francisco, der Stadt also, die sich damit rühmt, die
höchste
Bevölkerungsdichte an Schwulen in
aller
Welt zu beherbegen. Bei dieser Gelegenheit wurde das Kongresszentrum
von San
Francisco, wo die Versammlung der APA stattfand, wortwörtlich von
Aktivisten
der Gay-Community eingenommen. Sie verhinderten den normalen
Sitzungsablauf.
Die Beiträge von Psychiatern mit anerkanntem Renommee, die sich
der Erforschung
und Behandlung der Homosexualität widmeten, wurden boykottiert.
Die Wende war
dabei noch nicht ganz eindeutig und erlangte lediglich 58 Prozent der
Voten. Die
Streichung der Homosexualität aus dem Katalog psychischer
Erkrankungen war
folglich eine putschistisch erzwungene politische Entscheidung.
In den folgenden Jahren
wurde die Homosexualität aus der
Liste der Erkrankungen der Weltgesundheitsorganisation, 1986 auch die
Pädophilie, also die sexuelle Anziehung zu Kindern, gelöscht.
Wir erwarten von Herrn
Wowereit, dass er entweder den
Schwachfug der Ghostwriter seines Grußworts öffentlich
zurücknimmt, oder
zumindest in Zukunft solche Grußworte unterläßt.
Stattdessen sollte er sich an
der Beseitigung der radikal diskriminierenden Entrechung per Gesetz via
PsychKG, Zwangsbetreuung und § 63 StGB aktiv beteiligen, so
wie er auch
den § 175 als ein Schandmal des Rechtsstaats erkannte.