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Sendung vom 13.04.2006
Nachruf Stanislaw Lem – Österreichische Patientenverfügung - Ärztestreik

Diesmal haben wir im Dissidentenfunk drei aktuelle Themen:

1) Ein Nachruf auf Stanislaw Lem, der am 27. März verstorben ist.

2) Felix Austria: In Österreich wurde am 29. März ein Gesetz zur Patientenverfügung ohne Reichweitenbegrenzung verabschiedet.

3) Hurra - seit dem 22. März streiken endlich die Ärzte. Wir berichten darüber, warum wir uns einen jahrelangen Streik insbesondere an den Universitätskliniken wünschen.

01 Einführung 0:54

02 Remix aus der Filmmusik von „Blade Runner“ 3:45

03 Nachruf auf Stanislaw Lem 6:14 Audio Text
04 Musik von Marillion: Fantastic Place 1:23

05 Lesung aus “Das Hospital der Verklärung“ 13:39 Audio Text
06 Gregorianischer Choral 0:54

07 Erklärung und Kommentar zur österreichischen Patientenerklärung 7:31 Audio Text
08 Musik von Queen: Who wants to live for ever 4:50

09 Hurra – die Ärzte streiken 9:33 Audio Text
10 Musik von Geier Sturzflug: „Bruttosozialprodukt“ 1:20

Remix aus der Filmmusik von „Blade Runner“
Länge 3:45
Philip K. Dick schrieb das Buch "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?", das dem Film "Blade Runner" zugrunde liegt.

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Nachruf auf Stanislaw Lem
Autor: Rene Talbot
Länge 6:14
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Am 27. März ist Stanislaw Lem im Alter von 84 Jahren verstorben.
Er war der berühmteste und wahrscheinlich auch der intelligenteste polnische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Wir haben als Menschen, die den Terror der Psychiatrie kennengelernt haben, ein besonderes Interesse an diesem Schriftsteller, ist er doch unseres Wissens der Einzige, der in einem Roman die systematischen Morde in den Psychiatrien von 1939 bis 1948 literarisch verarbeitet hat, die in Deutschland immer noch mit der Nazi-Euphemismus "Euthanasie" beschönigt werden. Diesen nach seinem eigenen Bekunden ersten Roman hat Stanislaw Lem 1948 geschrieben.

Der Titel des Buches ist "Das Hospital der Verklärung". Aber Lem konnte den Roman wegen der polnisch-kommunistischen Zensur nicht veröffentlichen, sondern mußte den Text über Jahre hinweg umschreiben und ergänzen. Erst 1955 unter gelockerten Zensurbestimmungen wurde das Werk in Polen veröffentlicht. Es ist 1959 in der DDR erstmals auf Deutsch erschienen und wurde 1982 und 1998 im Suhrkamp Verlag als Taschenbuch wieder herausgebracht. In ihm tritt ein junger Arzt namens Stefan seine Stellung in einer Psychiatrie an, und schon bald wird ihm die besondere Atmosphäre an diesem Ort bewußt. Er beobachtet diese seltsame Umwelt mit Verwirrung und hat mehr und mehr das Gefühl, Mitverantwortung zu tragen. Der Einbruch der Brutalität durch SS-Truppen, die das Krankenhaus besetzen und die Insassen liquidieren, läßt alle Fassaden der Konventionalität zwischen den Kollegen zusammenstürzen.

In den Nachrufen auf Stanislav Lem wird dieses Werk oft unterschlagen, obwohl es unserer Ansicht nach der wesentliche Schlüssel zu Lems Lebenswerk ist, da es in Lems eigenen Worten "meine Erfahrungen aus der Zeit des Krieges und der Okkupation enthielt, allerdings nicht autobiographische Elemente, sondern nur den Versuch, meinem damaligen Verhältnis zur erkannten Welt Ausdruck zu verleihen."

Als Polen von Deutschland besetzt war, konnte Lem als verfolgter Jude mit falschen Papiere als Automechaniker überleben und er gehörte dem polnischen Widerstand an. Sein Vater war Hals-Nasen-Ohrenarzt und Lem studierte mit zweimaliger Unterbrechung Medizin. Er erhielt auch das Zertifikat für die vollständige Absolvierung seines Studiums, aber das letzte Examen zum Doktorat verweigerte er, um einer Karriere als Militärarzt zu entgehen. Danach wollte Lem nie mehr als Mediziner arbeiten.

Stanislaw Lem wurde einem internationalen Publikum danach durch seine "Science Fiction" Romane bekannt. Dabei spielte "Solaris" durch zwei Verfilmungen eine besondere Rolle, obwohl er beide für mißraten hielt. Dadurch das er eben keine technischen Phantasien affirmativ als Utopien darstellte, sondern eher düstere soziale Projektionen der Zukunft entwickelte, hat er - ähnlich wie auch Philip K. Dick - überhaupt erst literararische Qualität in das Genre Science Fiction gebracht. So schreibt die Süddeutsche in ihrem Nachruf:
Lem verfügte über fundierte naturwissenschaftliche Kenntnisse, die er in seinen Romanen und Erzählungen eindrucksvoll mit philosophischen und moralischen Problemstellungen zu einer zeitkritischen Utopie verknüpfte.
Dabei wich eine anfängliche Technik-Faszination immer mehr einem skeptischen Menschheits-Pessimismus. Zu Weltruhm aber gelangte er als Meister der seriösen und intelligenten Science-fiction-Literatur, in der er die Einflußnahme der Technik auf die geistige Welt schilderte.

Dem Autor Marcus Hammerschmitt gelingen literarische Science Fiction Roman ebenfalls. Er schreibt in seinem Nachruf auf Stanislaw Lem in der schweizer Zeitung "Sonntagsblick":
Aber was war es genau, was mich so elektrisierte? Heute würde ich sagen: die Kühnheit Lems. Der Mut, mit dem er einer wenig attraktiven, epigonalen und manchmal sterilen Literaturform Vision, Poesie, literarische Genauigkeit beibrachte.

Wie er da hin ging und sagte: Euch zeige ich, dass bestimmte Erfahrungen und Konstellationen unseres Zeitalters überhaupt nur im Rahmen der Science Fiction verhandelbar sind, und nirgendwo sonst. Euch zeige ich, wie das absolut Fremde in der Literatur benannt und beschworen werden kann, ohne dass man zu billigen Kostüm- und Theatertricks greifen muss. Ich stelle dar, wie es Menschen in einer Welt geht, die nicht für Menschen gemacht ist, die uns zwar auf höchst unklare und manchmal tief verstörende Weise entgegen kommt, aber von der nicht zu sagen ist, ob sie uns auf Dauer auch nur toleriert.

Dass Lem die Kühnheit besass, all dies in einem repressiven Gesellschaftssystem zu sagen, das dann doch flexibel und vernünftig genug war, ihn an diesem Punkt gewähren zu lassen, lernte ich erst später zu schätzen. Und das war Lems Lebensprogramm: unter einengenden Umständen für seine Leserschaft die Moderne in all ihren erschreckenden Facetten einzuholen und in Literatur zu übersetzen, ob diese Leserschaft das nun unbedingt zu schätzen wusste oder nicht.

Dieses Lebensprogramm hatte, sozusagen logischerweise, seinen Ausgangpunkt in dem Wissen um systematischen medizinischen Massenmord. Die Utopie der Moderne, die medizinische Utopie vom gesunden Körper, und - noch viel wichtiger - dem darin angeblich wohnenden gesunden, weil vernünftigen, Geist, ist tatsächlich eine Utopie, deren politische Dimension die Ärzte-Nazis mit ihrem Phantasma eines gesunden Volkskörper mörderisch verwirklicht haben.
Die Kenntnis dieses Grauens, das er in seinem depüt Roman verarbeitete, hat Lem befähigt die Abgründe moderner Fiction hinter mögicherweise mit guten Absichten entwickelten technisch/wissenschaftlichen Phantasien zu sehen und zu beschreiben.

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Lesung aus “Das Hospital der Verklärung“
Autor: Stanislaw Lem
Länge 13:39

Wir verwenden dieses Langzitat mit freundlicher Duldung des Suhrkamp Verlags
Wir zitieren die Seiten 241-248 des Buches.

Das Buch kann bei Amazon bestellt werden.

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Kauters sagte noch immer nichts.
Pajaczkowski stand auf. Er war ruhig, nur seine Augen fieberten. Jetzt trat Stefan auf ihn zu. "Herr Adjunkt, wir müssen uns entscheiden. Man müßte einige Kranke verstecken . . . "
"Ich meine, sogar alle, die bei Besinnung sind", erwiderte der Adjunkt.
"Die Wertvollsten könnte man...", begann Rygier zögernd.
"Vielleicht sollte man alle Rekonvaleszenten freilassen? "
"Sie haben keine Papiere. Auf dem Bahnhof werden sie sofort geschnappt."
"Also dann, wen verstecken?" fragte Krzeczotek gereizt.
"Nun, ich sagte doch: die Wertvollsten", wiederholte Rygier.
"Ich habe nicht über Wert oder Unwert zu entscheiden. Es geht darum, daß sie die anderen nicht verraten, und nur darum", sagte Pajaczkowski.
"Also doch eine Selektion?"
"Bitte, gehen Sie jetzt auf Ihre Abteilungen ... Und Sie, Kollegin, sind so gut und weihen das Pflegepersonal ein. "
Alle drängten zur Tür. Pajaczkowski hielt sich abseits, mit beiden Händen auf einen Stuhl gestützt. Stefan, der als letzter hinausging, hörte ihn flüstern.
"Wie bitte?" fragte er in dem Glauben, Pajaczkowski habe zu ihm gesprochen. Aber der Greis hörte seine Frage nicht.
"Sie ... sie werden solche Angst haben. ..", murmelte er fast ohne Atem.

In dieser Nacht kam niemand zum Schlafen. Die Selektion erbrachte ein recht zweifelhaftes Ergebnis: etwa zwanzig Kranke; und auch da konnte sich keiner verbürgen, daß ihre Nerven standhalten würden. Die inoffizielle Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer über den gesamten Komplex. Jözef der jüngere lief mit wehenden Kittelschößen umher, bemüht, dem Adjunkten keinen Schritt von der Seite zu weichen, und stammelte unausgesetzt etwas von Frau und Kindern.

Auf der Frauenstation tanzte eine halbnackte Menge mit dünnem, verzweifeltem Winseln in einer trüben Wolke von Staub und Bettfedern. Stefan und Staszek hatten die mageren Vorräte der kleinen Apotheke innerhalb von zwei Stunden fast völlig aufgebraucht, indem sie das bisher sorgsamst gehütete Luminal und Skopolamin mit vollen Händen verteilten, übrigens mit sehr mäßigem Erfolg. Stefan nahm selbst zwei Schluck aus der großen Bromflasche. Das forderte Rygiers Spott heraus, denn er zog den Spiritus allen Medikamenten vor. Etwas später beobachtete Stefan, wie sich Marglewski zum Tor hinausschlich, beladen mit zwei schweren Koffern und einem Rucksack, der vollgestopft war mit den Karteikarten zu seiner Arbeit über die Genies. Kauters verschwand noch vor Mitternacht in seiner Wohnung. Das Chaos wuchs von Minute zu Minute. Jeder Pavillon brüllte in einer anderen Stimmlage - Resultate aus dem Schrei vieler Kehlen. Stefan rannte ganz unsinnig mehrere Male auf sein Zimmer, wobei er an der Tür des Professors vorüberkam. Ein schmaler Lichtstreifen schimmerte durch die Ritze. Aber kein Laut drang heraus.

Anfangs schien es undurchführbar, die Kranken auf dem Anwesen zu verstecken. Pajaczkowski indes stellte die Ärzte vor vollendete Tatsachen, indem er kurzerhand elf Schizophrene im Gerätehaus und drei in seiner Wohnung unterbrachte. Die Tür verrammelte er mit einem Schrank, der dann wieder abgerückt werden mußte, weil der angeblich gesündeste Schizophrene einen Anfall bekam. In der Eile bröckelte beim Wegschieben des Schrankes ein beträchtliches Stück Putz ab, und Pajaczkowski bemühte sich eigenhändig, die Stelle mit einem kleinen Vorhang zu verdecken. Stefan stürzte einige Male die Treppe hinauf in seine Behausung; wäre nicht die allgemeine Aufregung gewesen, dann hätte ihn der Anblick des Greises vielleicht freuen können, der da, ein Dutzend Nägel im Mund, auf einem von Jözef krampfhaft festgehaltenen Stuhl balancierte und die Portiere festmachte. Es wurde verfügt, daß die Kranken nur bei den Ärzten versteckt werden sollten, die wenigstens zwei Zimmer besaßen. Also kamen lediglich Kauters und Rygier in Frage. Der letzte, der schon tüchtig angetrunken war, erklärte sich bereit, einige Leute aufzunehmen. Mittlerweile war Stefan in den Saal gegangen, um seinen jungen Bildhauer herauszuholen. Als er die Tür öffnete, geriet er in einen Haufen brüllender Menschen.

Lange Lakenfetzen wirbelten um die wenigen Lampen, die noch heil waren. Gellende Pfiffe und ein vielstimmiges Hähnekrähen übertönten das allgemeine Tosen. Und etwa alle zehn Sekunden der schrille Schrei, von einer schier berstenden Kehle ausgestoßen: "Der Punische Krieg findet im Schrank statt! " Durch Wolken übelriechender Federn watend, versuchte Stefan, sich an den Wänden entlang durchzuschlagen. Zweimal wurde er umgestoßen und stolperte Pascikowiak vor die Füße, der in unvorstellbar großen Sätzen über die Diele fegte, als wollte er die Schwerkraft überwinden.

Blind in ihrer Wut, vollführten die Wahnsinnigen diabolische Verrenkungen, prallten mit knirschenden Knochen gegen die Wände, krochen unter die Betten, unter denen dann ihre zappelnden Beine hervorragten. Nur weil Stefan ab und zu in der Ecke oder vor der Tür verharrte, gelang es ihm, den Saal zu erreichen, in dem der junge schlief. Als er ihn gefunden hatte, mußte er von seinen Fäusten Gebrauch machen, um sich Ausgang zu verschaffen. Doch plötzlich sperrte sich der junge weiterzugehen und zerrte Stefan zurück in die Ecke. Hier holte er unter dem Strohsack ein Paket hervor, das in ein grobes Tuch gehüllt war. Dann aber ließ er sich widerspruchslos zur Tür führen.

Stefan atmete auf, als er sich mit abgerissenen Knöpfen und mit Nasenbluten im Flur wiederfand. Das Gebrüll hinter der Tür wurde immer lauter. Er übergab den jungen Jözef, der in Marglewskis Wohnung ein Versteck einrichten half, und ging von neuem nach unten. Auf dem Treppenabsatz merkte er, daß er etwas in der Hand hielt: das Paket, das der Junge ihm anvertraut hatte. Stefan steckte es unter den Arm, nahm eine Zigarette und sah mit Schrecken, wie ihm beim Anzünden die Hände zitterten. Als die versteckten Patienten schließlich vom dritten Anfall heimgesucht wurden, verabreichte Pajaczkowski, der allgegenwärtig schien, jedem eine Dosis Luminal. Es graute schon, da konnten mehr als dreißig Kranke, in einen narkotischen Schlaf versenkt, endlich in den drei Wohnungen eingeschlossen werden.

Pajaczkowski selbst vernichtete ihre Karteikarten, ohne Stefans ängstliches Händeringen zu beachten. Er stand vom Boden auf und schloß den Ofen, in dem er die Papiere verbrannt hatte. Während er sich die rußigen Hände abwischte, sagte er: "Das nehme ich alles auf meine Kappe."

Dr. Nosilewska folgte dem Adjunkten auf Schritt und Tritt, blaß, aber beherrscht. Für Pfarrer Niezgloba wurde in aller Eile die Stelle eines "Anstaltsgeistlichen" eingerichtet. Sein durchdringendes Flüstern war aus der dunkelsten Ecke der Apotheke zu hören. Er betete.

Stefan, der ziel- und planlos durch die Korridore raste, lief Sekulowski beinahe in die Arme.

"Hören Sie, Doktor", rief der und hielt ihn am Mantel fest, "wäre es nicht möglich, daß man mir einen Arztkittel gibt? Sie wissen doch, ich bin in der Psychiatrie bewandert ... "

Er lief hinter Stefan her, als wollte er mit ihm Fangen spielen. Stefan blieb schnaufend stehen und überlegte. Schließlich sagte er: "Warum nicht? Es ist sowieso alles einerlei. Wenn man's für den Pfarrer machen konnte, wird es auch für Sie gehen ... Aber andererseits ...."

Sekulowski ließ ihn nicht ausreden. Jeder versuchte den anderen zu überschreien. So gelangten sie an die Treppe. Pajaczkowski stand im Zwischenstock und erteilte den Pflegern die letzten Anweisungen.

"Und ich sage, man muß sie alle vergiften!" schrie Krzeczotek mit feuerrotem Kopf.

"Das wäre nicht nur Unsinn, sondern ein Verbrechen", erwiderte Pajaczkowski. Große Schweißperlen rannen ihm von der Stirn und glitzerten in den weißgefiederten Brauen. "Vielleicht wird Gott noch alles zum Guten wenden ... was dann? So aber ... setzen wir die dreißig unnötig der Gefahr aus, und uns mit!"

"Nehmen Sie doch diesen Rotzjungen nicht ernst", warf Rygier verächtlich ein, der im Hintergrund stand. Aus seiner Kitteltasche lugte eine Flasche Spiritus.
"Sie sind ja betrunken!"
"Herr Adjunkt", mischte sich Stefan ein, den Sekulowski in Pajaczkowskis Nähe gedrängt hatte. "Die Sache ist die ... "
"Nun, ich weiß nicht, ob das ratsam wäre", meinte Pajaczkowski, als er sich Sekulowskis Vorschlag angehört hatte. "Sie hätten sich doch lieber in meiner Wohnung verbergen sollen."
Er wischte sich die Stirn mit einem weißen Tuch.
"Nun gut, von mir aus. Einen Augenblick, Frau Doktor ... Liebe Kollegin, Sie haben ja schon Übung in solchen ... Eintragungen ... "
"Schon gut, ich eile, das Buch zu fälschen", erwiderte die Nosilewska mit ihrer angenehmen, hellen Stimme. "Kommen Sie mit!"
Sekulowski trabte hinter ihr her.
"Ach so ... noch etwas", sagte Pajaczkowski. "Jemand muß zu Kauters. Ich selbst möchte eigentlich nicht gehen. .. es paßt nicht so recht ..."

Er wartete, bis die Nosilewska aus der Kanzlei zurück war. Sekulowski trieb sich bereits in Stefans weißem Kittel überall im Gebäude umher; sogar sein Hörrohr hatte er in die Tasche gesteckt. Als er jedoch vor der Verbindungstür zwischen den Gebäuden angelangt war und das Geheul der Verdammten hörte, floh er eilends in die Bibliothek.

Stefan war todmüde. Er sah sich im Flur um und machte eine resignierte Handbewegung. Dann schaute er aus dem Fenster, ob nicht schon der Morgen graute, und ging in die Apotheke, um einen Schluck Brom zu nehmen. Er kramte gerade zwischen den Flaschen in den Regalen, da näherten sich leichte Tritte.

Es war Ladkowski, der in seinem schwarzen, lose sitzenden Anzug auf der Schwelle stand.

"Magnifizenz....?"
Stefans Anwesenheit schien dem Professor nicht zu behagen.
"Nein, ich brauche nichts. Gar nichts", wiederholte er und blieb eine Weile an der Tür stehen.
Ladkowski war bleich und machte einen kranken Eindruck. Er vermied es, Stefan in die Augen zu sehen. Er machte eine Bewegung, als wollte er umkehren, legte sogar schon die Hand auf die Türklinke, trat dann aber kurz entschlossen ganz dicht an Stefan heran. "Ist ... Zyankali da?"
"Wie bitte?"
"Ich meine, haben wir Zyankali hier in der Apotheke?"
"Ach so, ja natürlich", murmelte Stefan, ohne seine Gedanken sammeln zu können. In seiner Bestürzung ließ er eine Dose Luminal fallen, die am Boden zerschellte. Er wollte sich bücken und die Scherben auflesen, richtete sich aber wieder auf und sah den Professor abwartend an. "Der Schlüssel hängt hier, Euer Magnifizenz ... hier! "
Das Zyankali stand mit den anderen Giften in einem Wandschränkchen unter Verschluß.

Der Professor zog eine kleine Schublade heraus und wählte umsichtig ein leeres Pyramidonröhrchen. Dann nahm er einen Napf aus dem Fach, entfernte den Pfropfen mit einer Scheere und streute vorsichtig etwa ein Dutzend weiße Kristalle in das Röhrchen, korkte es wieder zu und steckte es in die obere Jackentasche. Nachdem er den Schrank verschlossen und den Schlüssel an seinen Platz gehängt hatte, wandte er sich zum Gehen. Doch er drehte sich noch einmal um: "Bitte, sprechen Sie zu niemand darüber ... "

Plötzlich ergriff er Stefans Hand, preßte sie mit seinen kalten Fingern und sagte halblaut: "Ich bitte Sie sehr darum. "
Hastig verließ er den Raum, schloß die Tür aber behutsam.
Stefan stand an den Tisch gelehnt; er spürte noch den Druck von Ladkowskis Fingern. Er besah sich seine Hand genau. Dann kehrte er an den Schrank zurück, nahm das Brom heraus und verharrte eine geraume Weile mit gehobener Flasche.
Vor kurzem noch hatte er Ladkowskis schmächtige Greisenbrust durch das halboffene Hemd gesehen. Jetzt wurde er die Erinnerung an das Märchen vom mächtigen König nicht los.

Dieser König herrschte über ein riesiges Reich. Seiner Stimme gehorchten Völker im Umkreis von tausend Meilen. Als er einmal erschöpft auf seinem Thron einschlief, beschlossen seine diensteifrigen Höflinge, ihn zu entkleiden und in die Schlafgemächer zu tragen. Sie nahmen ihm den Hermelinmantel ab, unter dem eine goldbestickte Purpurrobe leuchtete. Als sie auch diese abgenommen, prangte darunter ein Seidengewand, das mit Sonnen und Sternen besät war. Unter diesem schimmerte ein Kleid ganz aus Perlen. Das folgende war mit Rubinblitzen bestickt. So zogen sie ein Kleid nach dem anderen aus, bis ein großer funkensprühender Haufen vor ihnen lag. Da sahen sie sich entgeistert an und riefen laut: " Wo ist unser Herrscher?" Denn die unzähligen kostbaren Gewänder bargen keine Spur von Leben. Das Märchen hieß "Wie eine Zwiebel gehäutet wird oder Von der Majestät".

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Erklärung und Kommentar zur österreichischen Patientenerklärung
Text: Plenum des Werner-Fuß-Zentrum
Länge 7:31
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In Österreich hat sich etwas Wesentliches ereignet: seit dem 29.3.06 gibt es dort eine nahezu revolutionär zu nennende Bundesgesetz über Patientenverfügungen!

Zitate aus diesem Gesetz § 1, 2, 3und 4:

§ 1. Dieses Bundesgesetz regelt die Voraussetzungen und die Wirksamkeit von Patientenverfügungen.

§ 2. Eine Patientenverfügung im Sinn dieses Bundesgesetzes ist eine Willenserklärung, mit der ein Patient eine medizinische Behandlung ablehnt und die dann wirksam werden soll, wenn er im Zeitpunkt der Behandlung nicht einsichts-, urteils- oder äußerungsfähig ist.
Patient im Sinn dieses Bundesgesetzes ist eine Person, die eine Patientenverfügung errichtet, gleichgültig, ob sie im Zeitpunkt der Errichtung erkrankt ist oder nicht.

§ 3. Eine Patientenverfügung kann nur höchstpersönlich errichtet werden. Der Patient muss bei Errichtung einer Patientenverfügung einsichts- und urteilsfähig sein.

§ 4. In einer verbindlichen Patientenverfügung müssen die medizinischen Behandlungen, die Gegenstand der Ablehnung sind, konkret beschrieben sein oder eindeutig aus dem Gesamtzusammenhang der Verfügung hervorgehen. Aus der Patientenverfügung muss zudem hervorgehen, dass der Patient die Folgen der Patientenverfügung zutreffend einschätzt.


Zwar steht ein ganz merkwürdiger § 13 im Gesetz:
§ 13. Der Patient kann durch eine Patientenverfügung die ihm allenfalls aufgrund besonderer Rechtsvorschriften auferlegten Pflichten, sich einer Behandlung zu unterziehen, nicht einschränken.
aber dabei handelt es sich laut glaubwürdiger Auskunft aus Österreich nur um Krankheiten, entsprechend § 2 Tuberkulose-Gesetz, § 2 Geschlechtskrankheiten-Gesetz und § 11 Abs 1 Suchtmittel-Gesetz.
Demzufolge kann man in Österreich nunmehr per rechtsverbindlicher Patientenverfügung JEDE psychiatrische Diagnose ohne ausdrückliches, schriftliches eigenes Einverständnis verunmöglichen (siehe z.B.: www.vo-vo.de/vovo/muster.htm#1 ) und schon gibt es keine psychiatrische Verleumdung mehr durch eine legale Zwangsdiagnose und damit keine legale Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung. Denn das österreichische Unterbringungsgesetz, ermöglicht Zwangsbehandlung nur, wenn alle drei folgenden Bedingungen erfüllt sind:
1) eine diagnostizierte "psychische Erkrankung" UND
2) akute Selbst- oder Femdgefährdung UND
3) fehlende anderer Behandlungsmöglichkeit (Subsidiarität)
Weil die erste Bedingung dann nicht mehr erfüllt werden kann, wird psychiatrische Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung automatisch zu schwerkrimineller Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Die Strafandrohung wegen "unerlaubter Heilbehandlung" beträgt gemäß § 110 Strafgesetzbuch 6 Monate oder 360 Tagesätze - Felix Austria!

Zitat §110 Strafgesetzbuch:
Eigenmächtige Heilbehandlung
(1) Wer einen anderen ohne dessen Einwilligung, wenn auch nach den Regeln der medizinischen Wissenschaft, behandelt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.
(2) Hat der Täter die Einwilligung des Behandelten in der Annahme nicht eingeholt, daß durch den Aufschub der Behandlung das Leben oder die Gesundheit des Behandelten ernstlich gefährdet wäre, so ist er nach Abs. 1 nur zu bestrafen, wenn die vermeintliche Gefahr nicht bestanden hat und er sich dessen bei Aufwendung der nötigen Sorgfalt (§ 6) hätte bewußt sein können.
(3) Der Täter ist nur auf Verlangen des eigenmächtig Behandelten zu verfolgen.

Leider ist noch ein bischen viel Wasser im Wein:
a) Schlimmstenfalls kann man nach § 46. (1) Sicherheitspolizeigesetz zwar von der Polizei den Ärzten vorgeführt werden, aber die dürfen dann wegen der existierenden, rechtswirksamen Patientenverfügung nicht diagnostizieren. Dies muß man durch absolut eisernes Schweigen bei Ärzten, die sich nicht ans Gesetz halten und widerrechtlich diagnostizieren wollen, zusätzlich unterbinden. Für Zwangsbehandlung bietet das Sicherheitspolizeigesetz allerdings sowieso keine Rechtsgrundlage.

b) Wenn man schon einen gesetzlichen Vertreter hat, ist man bevormundet und kann keine wirksame Patientenverfügung mehr errichten. Anders sieht es aus, wenn man - zumindest gilt das in der BRD - stattdessen eine Vorsorgevollmacht hat. Das ist hier bisher das einzige Schlupfloch gegen die psychiatrische Gewalt, siehe: www.vo-vo.de/index2.htm .

c) Dass so eine Patientenverfügung alle 5 Jahre erneuert werden muß und das dann jeweils 300.- Euro kostet, wie es der Humanistischen Verband auf dessen Website behauptet, hat sich teilweise als falsch herausgestellt: Die Frist von jeweils 5 Jahren Gültigkeit steht im Gesetz und eine Patientenverfügung ist vor einem Rechtsanwalt oder Notar zu errichten (wofür Rechtsanwalt /Notar selbstverständlich Gebühren verlangen dürfen), aber es ist auch möglich, eine Patientenverfügung vor einem rechtskundigen Mitarbeiter der sog. "Patientenvertretungen" zu errichten. Diese sind sicherlich wesentlich billiger, wenn nicht ohnehin kostenlos. Zusätzlich muß auch noch ein Arzt bestätigen, dass man sich von ihm hat "beraten" lassen, aber die 1/4 Stunde dummes Gesülze kann man schließlich alle 5 Jahre mit Kopfnicken (und sich dabei andere Gedanken machen) hinter sich bringen. Denn die Beratung kann ja nicht verhindern, dass man das in die Patientenverfügung reinschreibt, was da eben reingehört: www.vo-vo.de/vovo/muster.htm#1
Das wird relativ kurzfristig der ganzen Psychiatrie die Beine wegziehen. Denn auch, wenn nur eine kleine Minderheit solche Patientenverfügungen verfasst, wie wir sie vorschlagen, wird völlig offensichtlich, dass es gar keine "psychische Krankheit" gibt, weil ihr JEDES Objektivitätskritierium fehlt: Es ist hinreichend, dass man nicht "psychisch krank" sein will, und schon kann man auch nicht mehr "psychisch krank" sein, bzw. zum angebl. "Psychisch Kranken" gemacht werden. Nur die Verleumdungs-"Diagnose" ist eben die Krankheit!

Wir gratulieren unseren österreichischen Mitmenschen von ganzem Herzen und bitten Sie, diese gute Nachricht in eigenen E-Mail Verteilern und Listen weiterzuleiten.

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Hurra – die Ärzte streiken
Text: Plenum des Werner-Fuß-Zentrum
Länge 9:33
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Die Ärzte streiken und das hat Folgen.

Es gibt zweierlei Reaktionen: Wir freuen uns darüber, denn typischerweise gehen bei Ärztestreiks die Todesfälle rapide zurück. Diese Vorhersage, dass die Sterberate deutlich zurückgehen wird, stützt sich auf die Erfahrung in anderen Ländern, in denen die Sterblichkeitsrate sogar bis zu 50% während Ärztestreiks zurückgegangen ist.

Dazu Zitate aus dem Buch: "Trau keinem Doktor" von Dr. med. Robert Mendelssohn.
Dr. med. Mendelssohn kann auf eine über 30-jährige Erfahrung als Mediziner zurückblicken und ist der Ansicht, dass die größte Gefahr für die Gesundheit von den Ärzten selbst ausgeht, sei es durch unnötige Operationen und Untersuchungen, aber auch durch falsche Diagnosen und schädliche Therapien. Wir zitieren aus diesem Buch:

Wie gnadenlos tödlich diese ,,Kirche" ist, zeigt sich immer dann besonders deutlich, wenn Ärzte streiken. Wie in Bogota, Kolumbien, als es plötzlich für zweiundfünfzig Tage keine Ärzte mehr gab, außer für dringende Notfälle. Der ,,National Catholic Reporter" berichtete von ,,einem Bündel ganz ungewöhnlicher Nebenwirkungen" des Streiks. Die Todesfälle gingen in Bogota um fünfunddreißig Prozent zurück. Ein Sprecher der Nationalen Leichenbestatter-Vereinigung sagte: ,,Es mag ein Zufall sein, aber es stimmt." Einen achtzehnprozentigen Rückgang der Todesfälle verzeichnete auch das Los Angeles County 1976, als dort die Ärzte streikten, um gegen steigende Versicherungssummen für Fehlbehandlungen zu protestieren. Damals untersuchte Dr. Milton Roemer, Professor für Gesundheitsfürsorge an der Kalifornischen Universität von Los Angeles (UCLA), siebzehn der größten Krankenhäuser im County und fand heraus, dass sechzig Prozent weniger Operationen vorgenommen worden waren. Als der Streik beendet war und die medizinische Maschinerie wieder auf Hochtouren lief, stiegen auch die Todesfälle sofort wieder auf den Stand vor dem Streik.

Dasselbe war 1973 in Israel passiert, als die Ärzte dort die Zahl ihrer täglichen Patienten von 65.000 auf 7.000 reduzierten. Dieser Streik dauerte einen Monat, und nach Angaben der Jerusalemer Beerdigungs-Vereinigung gingen während dieses Monats in ganz Israel die Todesfälle um fünfzig Prozent zurück. Seit dem letzten Ärztestreik zwanzig Jahre zuvor hatte es in Israel keinen so einschneidenden Rückgang der Sterblichkeitsrate gegeben! Als die Ärzte befragt wurden, wie das zu erklären sei, meinten sie, da nur noch Notfälle zu behandeln waren, hätten sie eben ihre ganze Energie auf die wirklich Kranken konzentrieren können.

Diesen Text hat das Werner-Fuß-Zentrum als Flugblatt gedruckt. Bei der Protestdemonstration der Ärzte in Berlin wurde es uns förmlich aus der Hand gerissen, weil sich die Ärzte von unserer Parole "Hurra die Ärzte streiken" angesprochen fühlten. Und dabei erlebten wir dann das: Ein freundlich lachender Arzt sprach uns an und bestätigte unsere Information. Bei einem Ärzteseminar wäre ebenfalls von einem Ärztestreik in England berichtet worden, während dem die Todesrate um 40% zurückgegangen sei. Leider war der Zeuge zu keinem Interview für den Dissidentenfunk bereit.

Ganz besonders freut uns selbstverständlich, dass durch den Streik keine psychiatrischen Verleumdungs-Gutachten mehr entstehen können, denn so eine Verleumdung kann doch wohl kein "Notfall" sein. Dadurch wird die willkürliche Einsperrung und zwangsweise Misshandlung mit irreführend "Medikamenten" genannten bewußtseinverändernden Drogen zumindest während der Streiktage unmöglich, denn ohne diese Verleumdungs-Gutachten kann kein Vormundschaftsgericht einen die psychiatrischen Foltermaßnahmen legalisierenden Beschluss fassen.

Deshalb rufen wir den Ärzten zu:
Bleibt standhaft! Eure Forderung müssen 100 % durchgesetzt werden!
Mindestens ein Jahr Streik, das wünschen wir uns!

Im Gegensatz zu unserer Freude über den Streik, wird der Streik in der Öffentlichkeit mit Bedauern über entgangene Einnahmen der Krankenhäuser kommentiert. Dazu ein Bericht aus "Spiegel online" vom 4.4,. wir zitieren (zum Weiterlesen bitte Link anklicken)

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Musik von Geier Sturzflug: „Bruttosozialprodukt“
Länge 1:20
Das berühmte Lied der Gruppe "Geier Sturzflug" mit diesem Text, Zitat:
"Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt! Die Krankenschwester kriegt nen Riesenschreck, schon wieder ist ein Kranker weg...."

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